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Wann auch Bundesliga-Stars ihren Führerschein abgeben müssen

EC | stvo.de – 16.12.2025
Bildquelle (Header): © Nomad_Soul – stock.adobe.com

Der Führerschein ist auch im Profifußball kein Selbstläufer. Immer wieder geraten Bundesliga-Spieler, frühere Stars oder Vereinsfunktionäre wegen Tempoüberschreitungen, Alkoholfahrten oder anderer Verkehrsverstöße in den Fokus der Öffentlichkeit. So unterschiedlich die einzelnen Fälle auch sind, sie machen eines deutlich: Prominente Namen ändern nichts an den Regeln, und das Verkehrsrecht hat auch im Umfeld des Profisports spürbare Konsequenzen.

Tempoverstöße auf deutschen Straßen

Geschwindigkeitsüberschreitungen gehören zu den häufigsten Verkehrsvergehen in Deutschland. Auch Profifußballer mit ihren Luxusschlitten bilden hier keine Ausnahme, denn die Regeln auf Autobahnen und Landstraßen gelten unabhängig vom Kontostand oder sportlichen Erfolg. Mehrere bekannte Fälle aus der Bundesliga zeigen, dass selbst klassische Tempoüberschreitungen empfindliche Folgen haben können, ganz ohne strafrechtliche Dimension oder vereinsinterne Sanktionen.

Einer dieser Fälle betrifft Nationalspieler Jonathan Tah. Der Verteidiger wurde wegen überhöhter Geschwindigkeit auf der Autobahn belangt und musste neben einem Bußgeld auch seinen Führerschein für einen Monat abgeben. Spekulationen über ein illegales Autorennen mit einem weiteren Fahrzeug wiesen sowohl Tah selbst als auch sein damaliger Verein Bayer Leverkusen entschieden zurück.

Medienberichten zufolge legte der Spieler zunächst Einspruch gegen den Bußgeldbescheid ein, zog diesen später jedoch wieder zurück. Damit wurden Fahrverbot und Geldstrafe rechtskräftig. Der Klub sprach von einem normalen Verkehrsdelikt und sah keinen Anlass für arbeitsrechtliche Konsequenzen.

Auch Oliver Kahn geriet wegen eines Tempoverstoßes in die Schlagzeilen. Der frühere Nationaltorwart und damalige Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München wurde in Hessen deutlich zu schnell geblitzt, was nach deutschem Verkehrsrecht regelmäßig ein einmonatiges Fahrverbot nach sich zieht. Während dieser Zeit erschien Kahn mehrfach als Beifahrer auf dem Vereinsgelände, meist chauffiert von seiner Ehefrau. Der Vorfall blieb rechtlich unspektakulär, entwickelte jedoch durch Kahns öffentliche Rolle eine gewisse Symbolwirkung.

Dass es sich dabei keineswegs um Einzelfälle handelt, zeigen weitere prominente Namen. Franck Ribéry verlor seinen Führerschein nach wiederholten Geschwindigkeitsüberschreitungen, Jérôme Boateng musste nach einer erheblichen Tempoüberschreitung ebenfalls ein Fahrverbot antreten.

Alkohol am Steuer als gravierender Einschnitt

Deutlich schwerwiegender als Tempoverstöße sind Alkoholfahrten. Sie gelten als ernsthafte Gefährdung der Verkehrssicherheit und ziehen in der Regel längere Führerscheinentzüge sowie hohe Geldstrafen nach sich. Grundlage dafür sind die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung (StVO), die Alkohol am Steuer als gravierenden Verstoß einordnet. Auch im Profifußball finden sich dafür mehrere prominente Beispiele.

Benjamin Pavard wurde im Sommer 2022 nachts in eine Polizeikontrolle verwickelt. Ein Atemalkoholtest schlug an, die anschließende Blutprobe ergab 1,41 Promille. Damit lag der Wert deutlich über der Grenze von 1,1 Promille, ab der in Deutschland eine Straftat vorliegt. Pavard musste seinen Führerschein für mindestens sechs Monate abgeben. Die zunächst sehr hohe Geldstrafe wurde nach einem Einspruch reduziert, blieb jedoch empfindlich.

Ein weiterer Fall ist Jens Lehmann. Der frühere Nationaltorhüter wurde nach einem Besuch des Münchner Oktoberfests mit 0,7 Promille am Steuer kontrolliert. Lehmann räumte später öffentlich ein, einen Fehler gemacht zu haben. Er erklärte, sich falsch eingeschätzt zu haben, obwohl zwischen dem Wiesn-Besuch und der Fahrt einige Zeit vergangen war. Das Fahrverbot von vier Wochen entsprach der gesetzlichen Regelung. Gleichzeitig deutete Lehmann an, dass es noch eine rechtliche Nachgeschichte geben könnte, ohne nähere Details zu nennen.

Noch drastischer fiel der Vorfall bei Martin Hinteregger aus. Der ehemalige Bundesliga-Profi wurde in Österreich mit einem Alkoholwert von 2,3 Promille am Steuer angehalten. Den offiziellen Alkomattest (Atemalkoholtest) verweigerte er, wodurch automatisch eine Mindestalkoholisierung von 1,6 Promille angenommen wurde. Der Führerschein wurde noch vor Ort entzogen. Neben einem mindestens sechsmonatigen Fahrverbot drohten Geldstrafen, eine verpflichtende Nachschulung und weitere Konsequenzen. Der Alkoholvorfall fügte sich in eine Reihe von Kontroversen ein, die Hinteregger nach dem Ende seiner aktiven Bundesliga-Zeit begleiteten.

Fahren ohne Fahrerlaubnis als Ausnahmefall

Nicht jeder Führerscheinfall im Profifußball ist auf Alkohol oder Geschwindigkeit zurückzuführen. Ein besonders außergewöhnliches Beispiel lieferte Marco Reus. Der ehemalige Nationalspieler von Borussia Dortmund wurde 2014 wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis verurteilt.

Reus hatte nach eigenen Angaben nie die Führerscheinprüfung absolviert, war aber dennoch über mehrere Jahre hinweg regelmäßig mit dem Auto unterwegs. Zwischen 2011 und 2014 soll er mindestens sechsmal vorsätzlich ohne Fahrerlaubnis gefahren sein. Die Staatsanwaltschaft verhängte einen Strafbefehl über 90 Tagessätze, was einer Gesamtsumme von 540.000 Euro entsprach. Grundlage war ein geschätztes monatliches Nettoeinkommen von 180.000 Euro.

Marco Reus bezeichnete sein Verhalten selbst als Dummheit und erklärte, die Gründe dafür heute nicht mehr nachvollziehen zu können. Vorbestraft galt Reus trotz der hohen Geldstrafe nicht.

Wiederholte Verstöße und ihre rechtlichen Folgen

Neben spektakulären Einzelfällen spielt im Verkehrsrecht vor allem die Wiederholung eine zentrale Rolle. Wer mehrfach gegen Geschwindigkeitsvorgaben verstößt, riskiert auch ohne hohe Überschreitungen ein Fahrverbot.

In Deutschland ist die sogenannte 26 26 Regel maßgeblich. Wer innerhalb eines Jahres zweimal mit mindestens 26 km/h zu schnell erwischt wird, muss in der Regel mit einem einmonatigen Fahrverbot rechnen. Diese Regelung greift unabhängig davon, ob die Verstöße innerorts oder außerorts begangen wurden. Hinzu kommen Geldbußen und Punkte im Fahreignungsregister.

Darüber hinaus sehen die Bußgeldtatbestände Regelfahrverbote bereits bei einmaligen, deutlich höheren Überschreitungen vor. Innerorts beginnt das Fahrverbot in der Regel ab 31 km/h zu viel, außerorts ab 41 km/h. Bei noch höheren Werten verlängert sich die Dauer des Fahrverbots auf bis zu drei Monate.

Auch mehrfach geringfügige Überschreitungen können zu einem Fahrverbot führen, wenn Gerichte eine beharrliche Pflichtverletzung feststellen. In solchen Fällen wird mangelnde Einsicht unterstellt, was zu erhöhten Geldbußen und zusätzlichen Sanktionen führt.

Punkte, Fahrverbote und Entziehung der Fahrerlaubnis

Das Fahreignungsregister in Flensburg bildet die Grundlage für weitere Maßnahmen. Je nach Schwere des Verstoßes werden ein bis drei Punkte vergeben. Ab 21 km/h zu schnell fällt in der Regel ein Punkt an. Wer regelmäßig Punkte sammelt, rutscht schnell in höhere Maßnahmenstufen.

Bei vier bis fünf Punkten erfolgt eine Ermahnung, bei sechs bis sieben Punkten eine Verwarnung. Ab acht Punkten wird die Fahrerlaubnis entzogen. Die Tilgungsfristen sind gesetzlich geregelt und laufen unabhängig voneinander. Ein freiwilliges Fahreignungsseminar kann einmal innerhalb von fünf Jahren beim Abbau eines Punktes helfen, sofern nicht mehr als fünf Punkte vorliegen.

Ein besonderes Privileg gilt für Ersttäter. Wurde in den zwei Jahren vor dem Verstoß kein Fahrverbot verhängt, kann der Beginn des Fahrverbots innerhalb von vier Monaten frei gewählt werden. Diese Regelung soll berufliche Härten abmildern und findet auch bei Profis Anwendung.

Öffentliche Wirkung und private Konsequenzen

Führerscheinentzüge bei Bundesliga-Stars entfalten regelmäßig eine große mediale Wirkung. Die öffentliche Aufmerksamkeit entsteht nicht nur durch den Prominentenstatus, sondern auch durch die Vorbildfunktion, die Profifußballern zugeschrieben wird. Vereine reagieren in der Regel zurückhaltend und behandeln Verkehrsdelikte als private Angelegenheit, solange keine strafrechtlich relevanten Nebenwirkungen auftreten.

Gleichzeitig zeigen die Beispiele, dass Fahrverbote praktische Auswirkungen haben. Spieler und Funktionäre sind auf Fahrdienste angewiesen, Termine müssen anders organisiert werden und der private Alltag wird spürbar eingeschränkt. All diese Fälle zeigen, dass Verkehrsrecht unabhängig von Einkommen, Status oder sportlichem Erfolg greift und im Profifußball immer wieder reale Konsequenzen nach sich zieht.

Autor: Emma Clarke