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Günstige Winterreifen: Sicherheit auf Schnee und Eis

KJ | stvo.de – 08.10.2025
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Bei Schnee und Glätte sind Winterreifen für ein sicheres Fahrverhalten unerlässlich. Auch günstige Modelle können einen verlässlichen Schutz bieten, wenn bestimmte Qualitätsmerkmale erfüllt sind. Es muss keinesfalls der teuerste Winterreifen sein, um bei winterlichen Witterungsbedingungen sicher auf der Fahrbahn unterwegs zu sein.

Gibt es eine Winterreifenpflicht in Deutschland?

In Deutschland ist das Fahren mit Winterreifen so geregelt, dass sie situationsbedingt vorhanden sein müssen. Das heißt: Bei Schnee und Eis in allen Variationen dürfen Fahrzeugführer lediglich mit Winterreifen fahren. Zeitlich ist das Ganze jedoch nicht geregelt. Wer auf der sicheren Seite sein möchte und sich nicht ausgerechnet am Montagmorgen von Glatteis und Nässe überraschen lassen will, plant von Oktober bis Ostern (O bis O), Winterreifen aufzuziehen.

Wissenswert: Nicht nur Schnee und Glätte erfordern Winterreifen. Sobald die Temperaturen unter 7 Grad Celsius sinken, haften Sommerreifen nicht mehr ideal auf der Fahrbahn. Dadurch verlängert sich der Bremsweg und das Fahrzeug kann schneller ins Schleudern geraten. Das Anti-Blockier-System (ABS) und ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) helfen in diesem Fall nicht mehr, da die physikalischen Grenzen des Reifengrips bei ungeeigneter Bereifung nur begrenzt kompensiert werden können.

Die Bedeutung von Qualität, Kennzeichnung und Zustand

Die Wahl der richtigen Bereifung ist eine komplexe Entscheidung. Der reine Preis sollte dabei nicht das einzige Kriterium sein. Vielmehr kommt es auf die Einhaltung der Standards an. Es ist jedoch ein Irrglaube, dass nur die teuersten Premium-Modelle die nötige Sicherheit gewährleisten. Auch Mittelklasse- oder günstige Winterreifen etablierter Hersteller können durch die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und eine gute Konstruktion eine verlässliche Sicherheitsgrundlage schaffen. Entscheidend ist dabei immer der Zustand des Reifens selbst.

Welche Kriterien müssen Winterreifen erfüllen?

Winterreifen, unabhängig von ihrem Preis, müssen einige Kriterien erfüllen, damit im Winter die optimalen Fahrbedingungen gewährleistet sind. Dazu gehören in erster Linie die richtigen EU-Label und Symbole.

Seit 2018 gilt zum Beispiel für Reifen das Alpine-Symbol mit dem Bergpiktogramm und der Schneeflocke (3PMSF) als echte Winterreifen und ist Pflicht bei Schnee und Glätte. Fahrzeugführer sollten außerdem auf das EU-Reifenlabel achten. Hier empfiehlt sich mindestens Klasse C oder besser in der Kategorie Nasshaftung, um auf einer nassen Fahrbahn optimal zu haften. Diese Kennzeichnung gibt jedoch nur einen Anhaltspunkt, keine Garantie für die Performance auf Schnee und Eis.

Achtung: Das M+S-Zeichen steht für „Matsch und Schnee“, ist jedoch in Deutschland allein nicht ausreichend. Entscheidend ist für neu produzierte Reifen die 3PMSF-Kennzeichnung. Ältere M+S-Reifen, die vor dem 31. Dezember 2017 hergestellt wurden, dürfen inzwischen nicht mehr verkauft werden.

Material und Profil der Winterreifen

Die spezifische Beschaffenheit von Winterreifen ist ihr größter Sicherheitsvorteil gegenüber Sommerreifen. Diesen Vorteil weisen auch günstige Winterreifen mit der korrekten Kennzeichnung auf.

Die spezielle Gummimischung

Winterreifen verwenden eine weichere Gummimischung, die auch bei niedrigen Temperaturen elastisch bleibt und sich besser mit der Fahrbahnoberfläche verzahnen kann. Im Gegensatz dazu verhärtet die Mischung von Sommerreifen bei Kälte, was den Grip drastisch reduziert. Bei günstigen Reifen ist die Gummimischung so konzipiert, dass sie diesen Kälte-Effekt minimiert, um die gesetzlich geforderte Traktion sicherzustellen.

Die Lamellentechnik und das Profil

Das Profil von Winterreifen ist mit tiefen Rillen und zahlreichen feinen Einschnitten – den sogenannten Lamellen – versehen. Diese Lamellen funktionieren wie kleine Greifkanten, die den Schnee im Profil aufnehmen und dadurch eine höhere Traktion auf verschneiten Fahrbahnen erzeugen, da Schnee besser auf Schnee haftet. Die Profiltiefe ist dabei ein kritischer Faktor. Zwar schreibt der Gesetzgeber nur 1,6 Millimeter Mindestprofil vor, doch Sicherheitsexperten raten dringend, Winterreifen bereits bei vier Millimetern Profiltiefe auszutauschen. Studien zeigen, dass der Bremsweg auf nasser und verschneiter Fahrbahn ab vier Millimetern stark zunimmt.

Die Bedeutung des Reifenzustands und der Lagerung

Ein oft vernachlässigtes Kriterium ist das Alter des Reifens. Die Gummimischung verliert im Laufe der Jahre an Elastizität, selbst wenn der Reifen nicht viel gefahren wird. Die sogenannte DOT-Nummer (Department of Transportation) gibt die Produktionswoche und das Jahr an. Die Faustregel besagt, dass Reifen, die älter als zehn Jahre sind, auch bei ausreichendem Profil ausgetauscht werden sollten. Ein preiswerter Reifen, der aktuell produziert wurde und die korrekten Symbole trägt, kann daher wesentlich sicherer sein als ein alter Premium-Reifen.

Zusätzlich zur DOT-Nummer sollte regelmäßig der Reifendruck überprüft werden. Ein optimaler Reifendruck reduziert den Rollwiderstand, senkt den Kraftstoffverbrauch und gewährleistet die volle Kontaktfläche des Reifens mit der Fahrbahn, was für die Haftung auf glatten Untergründen essenziell ist. Ein um nur 0,5 bar zu geringer Druck kann die Lebensdauer der Reifen um bis zu 15 Prozent senken und die Fahrsicherheit erheblich mindern.

Fazit: Günstige Winterreifen für mehr Sicherheit

Der Mythos, dass nur sehr kostspielige Winterreifen optimale Sicherheit gewährleisten, sollte kritisch hinterfragt werden. Entscheidend sind die situative Winterreifenpflicht sowie die Einhaltung der Qualitätsstandards. Ein preiswertes Modell, das das Alpine-Symbol (3PMSF) trägt, eine Profiltiefe von mindestens vier Millimetern aufweist und nicht zu alt ist, stellt die nötige Traktion und Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben sicher.

Autofahrer, die preisbewusst einkaufen, sollten sich auf Modelle von Marken konzentrieren, die in unabhängigen Tests mindestens akzeptable Ergebnisse erzielen. Der größte Beitrag zur Sicherheit im Winter besteht jedoch in der regelmäßigen Kontrolle des Reifenzustands und einer angepassten, vorausschauenden Fahrweise bei winterlichen Witterungsverhältnissen. Die Einhaltung dieser Kriterien schützt nicht nur vor Bußgeldern, sondern rettet im Zweifelsfall Leben.