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Teure Kfz-Versicherung durch neue Typklassen?

sh | stvo.de – 24.10.2018
Bildquelle (Header): © Freedomz/stock.adobe.com

Anfang Oktober veröffentlichte der Gesamtverband der Deutschenversicherungswirtschaft (GDV) das neue Typklassenverzeichnis. Mit der Typklasse ändert sich auch der Beitrag der Kfz-Versicherung. Dabei kommt es nicht nur zu höheren Einstufungen, einige Autofahrer profitieren von niedrigeren Typklassen durch die Neueinstufung. Alles rund um die neuen Typklassen und wie man bei Neueinstufung vorgehen kann, weiß dieser Artikel.

Da der Stichtag zur Kündigung der Kfz-Versicherung immer näher rückt, sollten sich Autobesitzer mit den neuen Typklasse-Einstufungen auseinandersetzen. Durch die Neueinstufung des eigenen Fahrzeugmodells kann sich die Zusammensetzung des Versicherungsbeitrags ändern. Bleibt die Höhe des Beitrags gleich, zum Beispiel weil die Regionalklasse gesunken ist, gilt die normale Kündigungsfrist. Nur wenn der Beitrag aufgrund der neuen Typklasse steigt, gilt ein außerordentliches Kündigungsrecht. Aus diesem Grund heißt es, sich rechtzeitig zu erkundigen, ob der Versicherungsbeitrag durch einen Wechsel gesenkt werden kann. So kann man bis zum 30. November die alte Kfz-Versicherung kündigen. Das ist der Stichtag für den Großteil der Kfz-Versicherungen.

Typklassen als Indikator für das Schadensrisiko

Die Beiträge für die Kfz-Versicherung setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Zu diesen gehören unter anderem die Regionalklasse, die Schadensfreiheit, der Fahrerkreis und eben auch die Typklasse. Die Einstufung von Fahrzeugmodellen in Typklassen soll der Versicherung das mögliche Schadensrisiko zeigen und wird auf Basis von Unfallstatistiken, Reparaturkosten und Fahrzeugwert berechnet. Dabei ist die Einstufung für den Versicherer nicht bindend, Abweichungen sind trotzdem eher die Ausnahme.

Die Typklassen-Einstufung erfolgt einzeln für die Versicherungstypen Vollkaskoversicherung, Haftpflichtversicherung und Teilkaskoversicherung. Neben den Typklassen finden sich in dem Verzeichnis des Gesamtverbandes der Deutschenversicherungswirtschaft noch weitere interessante Daten:

  • Hersteller und Typ (die Verkaufsbezeichnung des Fahrzeugs)
  • Die Leistungsdaten des Modells, wie Kilowatt, PS und Hubraum)
  • Die Schlüsselzahlen für Hersteller und Typ
  • Angaben über den Produktionszeitraum des jeweiligen Pkw

Wie wirkt sich die neue Typklasse auf die Kfz-Versicherung aus?

Durch eine Änderung der Typklasse ändert sich auch die Zusammensetzung des Versicherungsbeitrags. Dies gilt bei Neuzulassungen und neu abgeschlossenen Verträgen direkt nach Veröffentlichung des Typklassenverzeichnisses. Alte Versicherungsverträge werden meist erst mit dem Jahreswechsel umgestellt. Erhöht sich der Beitrag für die Kfz-Versicherung aufgrund der neuen Einstufung, hat der Versicherungsnehmer ein Sonderkündigungsrecht. Vor der Kündigung kann man allerdings versuchen, mit dem Versicherer zu verhandeln. Da die Versicherer in der Regel keine Kunden verlieren möchten, hat man hier einen gewissen Spielraum.

Ungefähr elf Millionen Autofahrer sind von den Neueinstufungen 2019 betroffen. Dabei geht es nicht nur um Erhöhungen, auch eine Einstufung in eine niedrigere Typklasse ist möglich. Etwa 44 Prozent der Vollkasko-Versicherten dürfen zum Beispiel mit einer niedrigeren Einstufung rechnen, nur rund drei Prozent werden höher eingestuft. Bei der Teilkaskoversicherung ist das Bild ähnlich. Für circa 67 Prozent der Versicherten ändert sich hier sogar gar nichts. Rund 37 Prozent werden in niedrigere Typklassen gestuft und nur etwa zwei Prozent in eine höhere.

Trotz dieses positiven Bildes muss ungefähr jeder Siebte mit der Erhöhung des Versicherungsbeitrags rechnen. Vor allem Fahrer von SUVs oder hochmotorisierten Oberklasse-Modellen sind betroffen. Die meisten Fahrzeugmodelle springen nur leicht in der Einstufung. So kann der Beitrag in der Gesamtrechnung mit Schadensfreiheitsklasse und anderen Faktoren sogar sinken. Wie immer gibt es aber auch einige Ausreißer, bei denen sich die Typklasse um bis zu fünf Stufen erhöht hat:

  • Renault Kadjar 1.2
  • Kia Niro 1.6 Hybrid
  • BMW X4 xDrive 20D
  • Toyota RAV 4 Hybrid 2.5

Der VW Tiguan 2.0 TS Motion hingegen verbessert sich um ganze drei Klassen, was den Versicherungsbeitrag senken kann.

Typklasse eines Fahrzeugs kennen und nutzen

Wer die Typklasse seines Autos kennt und über die jährliche Neueinstufung informiert ist, kann dies als Vorteil nutzen. Ändert sich die Typklasse des eigenen Fahrzeugs hat man die Möglichkeit dies mit der Versicherung zu besprechen und einen neuen Beitrag auszuhandeln. Zudem kann man sich rechtzeitig auf mögliche Erhöhungen einstellen. Die Veröffentlichung des neuen Typklasse-Verzeichnisses ist immer auch ein guter Anlass, um Kfz-Versicherungen zu vergleichen. Die meisten enden mit dem Kalenderjahr und müssen daher bis zum 30. November gekündigt werden. Wer sich schon Anfang Oktober damit auseinandersetzt, hat genügend Zeit für einen möglichen Wechsel.

Aber auch schon vor dem Autokauf sollte man sich über die jeweilige Typklasse informieren. So kann man abschätzen, wie hoch der Versicherungsbeitrag sein wird. Das kann eine Entscheidungshilfe sein, wenn mehrere Modelle in der engeren Auswahl sind.